Blog: 24. Dezember - Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte

von Christine Warcup (Kommentare: 0)


Alles ist still. Eine ungewöhnliche Ruhe breitet sich mehr und mehr aus. Niemand kann so richtig erfassen, was vor sich geht. Mutter ist im Bad und macht sich die Haare. Vater sitzt am PC und spielt, obwohl er eigentlich noch ein paar wichtige E-Mails beantworten wollte.

Oma sitzt in der guten Stube und strickt, wie in alten Zeiten. Sie wohnt im selben Haus, sozusagen Tür an Tür und doch getrennt von den anderen. So kann sie ihr eigenes Leben führen, und doch „gemeinsam“ leben.

Die Enkel spielen in ihren Zimmern. Sie sind ein wenig aufgekratzt, denn wie immer ist noch eine gewisse Spannung geblieben, was sie wohl zu Weihnachten bekommen werden. Sie haben sich nicht viel gewünscht.

Ein Gefühl von Bedrohung

Seit die Eltern sich selbstständig gemacht haben, hängt ständig dieses Gefühl von Bedrohung in der Luft, dieses Gefühl von „es reicht nicht“, nicht einmal für die Miete. Und so spüren die Kinder sehr genau, dass sie nicht viel erwarten können an materiellen Zuwendungen. Manchmal finden sie das schwer zu ertragen, wenn Klassenkameraden mit dem neuesten Schnickschnack prahlen. Aber mit der Zeit haben sie sich daran gewöhnt, dass bestimmte Dinge einfach nicht drin sind, und sie haben gemerkt, dass sie diese Dinge auch nicht wirklich brauchen.

Was sie viel unangenehmer finden, ist dieses Flair von Angst und Bedrohung, das so oft in der Luft hängt, so als ob etwas ganz Schlimmes passieren könnte. Das bereitet ihnen großes Unbehagen, aber ein so diffuses Unbehagen, dass sie es gar nicht benennen könnten, abgesehen davon, dass sie es gar nicht benennen wollten, da es so unangenehm ist.

Sie fühlen sich dabei machtlos und ausgeliefert, dem großen bedrohlichen Unbekannten einfach ausgeliefert. Und das macht ihnen Angst.

Etwas ist anders

Vater spielt immer noch, als Mutter aus dem Bad kommt. Sie geht in die Küche, um das Abendbrot vorzubereiten, öffnet den Kühlschrank, seufzt, als sie den für Weihnachten recht kärglichen Inhalt sieht und macht sich daran, den Tisch zu decken.

Plötzlich hält sie inne. Sie schaut um sich, als ob sie jemanden suchen würde und wundert sich über sich selbst. Sie zündet die vier Kerzen auf dem Adventsgesteck an und hält wieder inne. Irgendetwas ist anders, sie weiß nur nicht was.

Sie ruft die Kinder zum Abendessen, Vater und Oma machen sich auch auf den Weg in die Küche. Sie nehmen Platz und schauen sich an. Alle sind still, ganz still und lauschen, und sie wissen nicht einmal, auf was sie lauschen. Aber sie sitzen da und lauschen, so als ob ihnen jemand etwas ganz Wichtiges mitzuteilen hätte.

Plötzlich hat die Mutter den Impuls, ihre Hände auszustrecken und die Hand ihres Mannes und die ihres ältesten Sohns zu greifen. Alle anderen fassen sich ebenfalls an den Händen, ohne dass ein einziges Wort gesprochen wird. Sie schauen sich immer noch an, lauschen immer noch ganz andächtig.

"Alles ist gut" ...

Und da geschieht es: Wie ein warmer Lufthauch legt sich etwas Wohliges, Beruhigendes um sie alle. Sie fühlen sich alle wie eingehüllt in etwas Warmes, Beschützendes, in etwas von „Alles ist gut.“

Und so weicht plötzlich die Spannung von allen, all die Anspannung und Angst der vergangenen Monate, und auf jedem der Gesichter breitet sich ein Lächeln aus, ein Strahlen von innen her, ein Strahlen aus der Kraft ihrer Herzen, aus der Kraft des ICH BIN jedes Einzelnen.

Und plötzlich ist all die Zuversicht wieder da, die alle schon verloren geglaubt hatten. Plötzlich, in einem Augenblick, ist die Welt wieder in Ordnung, trotz aller Schwierigkeiten, trotz aller Herausforderungen.

Und tiefe Dankbarkeit breitet sich in allen aus, tiefe Dankbarkeit und tiefer Frieden, der Frieden des Seins im Augenblick.

 

Diese tiefe Zuversicht, diesen tiefen inneren Frieden und eine tiefe Dankbarkeit dafür, dass wir SIND, wünsche ich uns allen!

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