Blog: Deine ängstlichen und unzufriedenen Anteile versorgen und heilen – eine Anleitung*

von Christine Warcup (Kommentare: 0)


Kennst du das? Diese Stimme in deinem Kopf, die sich immer wieder über X oder Y aufregt? Die sich selbstherrlich über das unmögliche Verhalten von X und das unerträgliche Gebärden von Y empört?

Ich kenne diesen Teil in mir. Sein Monolog hört sich etwa so an:

Oh, ich weiß, dass alles im Außen nur ein Spiegel ist, und ich kann nur mich selbst ändern … Blah, blah, blah …

Aber! Echt! Wie kann sie nur? Wie kann er es wagen? Warum hat sie das getan?

Was stimmt mit ihm nicht?  Was stimmt mit mir nicht? Liebt er mich noch? Wird er mich je lieben?

Warum macht sie nicht …. ? Warum will er nicht …. ? Warum können sie nicht …. ?

Oder:

Ich kann es nicht mehr ertragen! Seine Kritik, ihr Mobbing, sein Gehabe, ihr Getue, seine Ignoranz. Es macht mich wahnsinnig! Ich bin schockiert, entsetzt! Wie können sie nur?

Was ist das für eine Stimme in uns?

Hiro Boga*, ein amerikanischer Coach, nennt diese Stimme in einem ihrer Artikel Grumble Hook (Grummel-Haken).
Ich nenne sie den Nörgel-Kleber, denn er meckert und nörgelt und bindet dich auf eine klebrige Weise an die Personen, über die du dich aufregst. Er hält dich mit dem Außen auf Trab, so dass du deinem Inneren wenig oder keine Beachtung mehr schenkst.

Hinter all den Anschuldigungen, all der Empörung und der Wut, hat dieser selbstherrliche, verurteilende, aufgebrachte Nörgel-Kleber Angst. Und er braucht etwas von dir. Und er traut sich nicht, dich darum zu bitten, oder er weiß nicht, wie er das machen soll.

Vielleicht weiß er auch nicht genau, was für ein Bedürfnis tief in ihm noch nicht erfüllt ist. Oder er weiß nicht, dass er darauf vertrauen kann, dass du ihm zuhörst, dass du ihn beachtest, ihn verstehst und ihm hilfst.

Er ist vor allem in Zeiten des Umbruchs aktiv, wenn neue Schritte in deinem Leben anstehen oder eine neue Ebene deines Seins. Wenn deine Aufgaben sich verändern oder du  vor neuen Herausforderungen stehst.

Wie gehst du normalerweise mit dieser Stimme in dir um?

Fängst du Streitgespräche mit ihr an? Lächelst du sie verkrampft weg?

Stürzt dich in Arbeit? Verlängerst deine ellenlange To-Do-Liste?

Betäubst dich mit Schokolade, Fernsehen, Internet, oder was immer deine Ablenkdroge ist?

Ignorierst du ihr Nörgeln? Oder schüttest du noch Öl ins Feuer und regst dich richtig auf?

Oder bombardierst du den Nörgel-Kleber mit positiven Affirmationen, die er eh nicht glaubt?

Diese innere Stimme ist letztlich ein wichtiger Teil von dir, ein Freund und Verbündeter, ein liebender Teil deiner inneren Führung. Wirklich.

Was steht hinter dieser Stimme?

Meist steht hinter dieser Stimme Angst. Ein Teil von dir hat Angst, dass alles zu schnell geht, dass er nicht hinterher kommt. Er hat Angst, dass er allein zurückbleibt, wenn die Dinge sich zu schnell ändern, dass er die Kontrolle verliert. Oder es ist ihm alles zu viel und er kann nicht mehr.

Er hat Angst, dass er nicht gut genug ist, nicht schnell genug, schön genug, intelligent genug, einfach nicht genug.

Der Nörgel-Kleber ist ein Teil deiner inneren Führung, der dich darauf hinweist, was deiner liebevollen Aufmerksamkeit bedarf.

Er sagt so etwas wie: Bitte kümmere dich um mich. Liebe mich. Erinnere mich daran, wer ich wirklich bin. Bitte hilf mir, damit ich mich wieder sicher fühle und mit dir vorangehen kann.

Wie kannst du liebevoll mit dieser inneren Stimme umgehen? – Eine kleine Anleitung

Komme zunächst bei dir an, fühle deine Füße, die Verbindung zur Erde, wenn du magst, auch die Verbindung zum Kosmos.

Nimm deinen Atem wahr und zentriere dich so mehr und mehr und komme immer mehr zur Ruhe.

Und dann lade die Anteile, die sich beschweren, in dein Herz ein, und lade sie ein, sich dort in einem Kreis zu versammeln.

Und dann bitte einen Anteil nach dem anderen, sich in die Mitte des Kreises zu begeben.

Nimm dir Zeit, dich mit diesem Anteil zu verbinden und erlaube dir, den Mut dieses Anteils zu wahrzunehmen und seine tiefe Weisheit.

Dann konzentriere dich auf die Essenz dieses Anteils. Dieser Teil ist hinter seiner Angst, seinem Ärger oder seinem Schmerz ein Teil deiner Ganzheit, deines heilen, göttlichen Seins. D.h., dieser Anteil von dir, dieses Selbst, enthält Fähigkeiten oder Qualitäten, die du zum Ganz-sein oder Heil-sein brauchst.

Wenn du dich auf diesen Anteil eingestimmt hast, frage ihn, wie alt er ist.

Oft sind diese Anteile sehr jung, viel jünger und verletzlicher als du es jetzt bist.

Frag diesen Anteil, was er fühlt und was er von dir braucht.

Lass ihn wissen, dass er dich um alles bitten kann, was er wirklich braucht, und dass du ihm das geben wirst.

Vielleicht kannst du ihm keinen eigenen Garten bieten, aber wenn er einfach nur mehr Freiraum braucht, kannst du mit ihm in einen Park oder in einen Wald gehen.

Vielleicht muss dein Anteil noch Trauer oder Wut loswerden, die er von anderen übernommen hat. Vielleicht will er endlich eine Verantwortung abgeben, die er lange für andere getragen hat. Oder er muss sich von alten Schuldgefühlen oder übernommenen Glaubenssätzen befreien.

Gib diesem Teil in dir die Erlaubnis, sich zu befreien.

Liebe und geduldiges Zuhören werden dir helfen, dich mit diesen inneren Anteilen zu verbinden und sie zu nähren, sie mit dem zu versorgen, was sie nie bekommen haben.

Wenn sie sich sicher, verstanden und geliebt fühlen, wenn sie mit dem versorgt sind, was sie brauchen, werden sie dir schenken, was sie in ihrem Herzen für dich bereithalten.

Letztlich geht es darum, dem Nörgel-Kleber zuzuhören, wirklich zu hören, was er sagt, und mit Liebe, Mitgefühl, Verständnis und Wertschätzung zu antworten.

Wenn du zu deinen tiefen Wünschen und Bedürfnissen gelangst und ihnen mit Liebe begegnest, löst du die klebrige Verbindung mit dem Außen. Du bringst deinen Anteil des Nörgel-Klebers nach Hause zu dir, dorthin, wo er hingehört, wo er sich wohlfühlt und dir dient.

*nach einem Artikel von Hiro Boga, einem amerikanischem Coach (hiroboga.com)

Tipp: Im Februar und März gibt es zu diesem Thema jeweils einen Workshop: "Meine inneren Kinder versorgen".

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